Erinnern für die Zukunft
„Nachdenken, Gedenken, Respekt zeigen, Zeichen setzen, sich erinnern, …„ - das sind nur einige der vielen Stichworte, die in einer Wordcloud zum Einstieg in das Thema von den 10.Klässern des Albert-Einstein-Gymnasiums eingetippt werden. Jasmin Coenen, Pfarrerin am Albert-Einstein-Gymnasium (AEG) will so ihre Schüler*innen auf eine besondere Veranstaltung einstimmen.
Die Schüler*innen des Pfalzinstituts für Hören und Kommunikation (PIH) kennen die Veranstaltung „Erinnern für die Zukunft“ nur zu gut. Jedes Jahr am 27. Januar findet dieser Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus am PIH statt. Und jedes Jahr sind es die Schüler*innen der BF1, die diese Gedenkfeier mit Pfarrerin Christiane Kämmerer-Maurus und Berufsschullehrerin Ursula Hirsch vorbereiten. Das hat auch seinen Grund, denn das Gebäude des PIH war damals eine Heil-und Pflegeanstalt mit dunkler Vergangenheit in der NS-Zeit.
Die Besonderheit in diesem Jahr ist die Zusammenarbeit der beiden Schulen – dem AEG und dem PIH. Direkt nach den Herbstferien wurden die ersten Absprachen getroffen und die Aufgaben verteilt. Man war sich einig, dass Kinder und Jugendliche im Fokus der Gedenkfeier stehen sollten. Die Schüler*innen des AEG beschäftigten sich mit Kindern in der Hitlerjugend und dem Bund deutscher Mädel sowie den Kindern aus jüdischen Familien. Die Schüler*innen des PIH informierten sich über den Umgang mit Kindern mit Beeinträchtigungen in der NS-Zeit und Jugendlichen aus politisch verfolgten Familien. Und so wurde sich an die Arbeit gemacht: Einzelschicksale wurden recherchiert, Informationen gesammelt, Texte formuliert, Fotos gesucht und alles in einer Präsentation zusammen getragen.
Am 27. Januar trafen sich dann alle Beteiligten in der vollbesetzten PIH-Aula, um sich gegenseitig die Ergebnisse ihrer Recherchen vorzustellen, immer wieder mit der Gegenwart zu vergleichen und Parallelen zu aktuellen Ereignissen zu ziehen. Auf die Situationen von damals folgten immer auch Hinweise aus der Gegenwart heute. So war die alljährliche Gedenkfeier ein spannender Vortrag von historischen Fakten und aktuellen Statements der Schüler*innen beider Schulen – untermalt mit Musik der Violistin Jeanette Englmann, Lehrerin am PIH. Auch eine betroffene Familie aus Lothringen war zu Gast und erzählte von der eigenen Familiengeschichte.
„Aus dieser Erinnerung wollen wir lernen. Wir wollen aufmerksam werden, damit sich diese Geschichte nicht wiederholt und so etwas nicht mehr passiert. Aus dieser Erinnerung heraus wollen wir Verantwortung für die Zukunft, auch für unsere Zukunft übernehmen“ sagte Moritz, Schüler des PIH und zitiert Anne Frank: „Wie herrlich ist es, dass niemand eine Minute zu warten braucht, um damit zu beginnen, die Welt langsam zu verändern. Nehmen wir uns ein Beispiel daran!“
Danach machten sich alle auf den Weg zum Gedenkstein vor dem Haupteingang des PIH, der am 27. Januar 2006 feierlich eingeweiht wurde, um den Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken und Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen. Blumen wurden niedergelegt, Kerzen entzündet und den Opfern gedacht. Alle Anwesenden sind sich einig: Wir wollen noch heute damit beginnen, die Welt im positiven zu verändern!
Christiane Kämmerer-Maurus